70 Prozent der Befragten sind begeistert oder sogar sehr begeistert von der Vorstellung, KI als Unterstützung ärztlicher Empfehlungen zur Diagnostik oder Therapie einzusetzen. Es wird aber auch klar, wo die Grenzen derzeit liegen: Denn ein Großteil der Umfrageteilnehmer würde aktuell nicht über KI mit den Patienten kommunizieren oder KI in die Behandlung einbinden. 
In einigen Bereichen hat KI in den Praxen bereits Einzug gehalten: Rund ein Sechstel der Ärzte setzt KI schon heute vor allem für administrative Aufgaben ein, wie bei der Terminplanung und bei der Dokumentation sowie bei Aktualisierungen der elektronischen Patientenakte. Bei medizinisch-wissenschaftlichen Arbeiten setzen immerhin 12 Prozent der befragten Mediziner KI zur Unterstützung ein. Die Befragten, die KI aktuell noch nicht nutzen, denken ebenfalls genau in diesen Bereichen am häufigsten darüber nach, perspektivisch mit KI zu arbeiten. 

Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und klare Grenzen
Besonders offen für den Einsatz von KI zeigen sich die Umfrageteilnehmer bei wissenschaftlichen Arbeiten und der Forschung. Die Zusammenfassung von Patientenakten zur Vorbereitung eines Patientengesprächs wie auch die Pflege der elektronischen 
Patientenakten sind ebenfalls Bereiche, in denen Ärzte den Einsatz von KI zunehmend in Betracht ziehen. 
Besonders kritisch sehen viele Ärzte den Einsatz von KI, wenn er ihre Kernkompetenzen betrifft: 60 Prozent lehnen den Einsatz in der direkten Patientenkommunikation ab, fast genauso viele würden diese Technologien nicht bei der Behandlung einsetzen. Vorbehalte gibt es auch bei der Diagnostik: Zwar nutzen 13 Prozent der Ärzte KI bereits in diesem Bereich, doch ein gutes Viertel würde sie hier nicht einsetzen. 61 Prozent denken jedoch darüber nach, KI perspektivisch zur Diagnosestellung zu nutzen. Ähnlich bewerten Mediziner KI bei Prognosen zu Krankheiten: 29 Prozent sprechen sich gegen einen Einsatz aus, knapp zwei Drittel könnten sich vorstellen, KI dafür einzusetzen und 7 Prozent nutzen sie hier bereits. 

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Haben Patienten ihre Symptome früher gegoogelt, werden sie künftig eher ChatGPT & Co. befragen. Eine große Mehrheit der Ärzte ist besorgt, dass Erkrankte falsche Informationen erhalten. Quelle: Medscape

Forderungen nach einem rechtlichen Rahmen
Eine große Mehrheit der Ärzte plädiert dafür, dass der Einsatz von KI einem rechtlichen Rahmen unterliegen sollte. Fast 90 Prozent der Befragten befürworten eine Regulierung durch den Staat oder Verbände, um den Schutz der Patientendaten dauerhaft sicherzustellen. Allerdings glauben 35 Prozent nicht daran, dass dies den Behörden oder Verbänden gelingen könnte.Zudem befürchten 81 Prozent, dass Patienten durch die Nutzung von KI-basierenden Systemen falsche Informationen erhalten könnten. 
„Es gibt bereits einige spezifische Bereiche, in denen Ärzte den Einsatz von KI positiv bewerten. Dazu gehören die Dokumentation sowie die Interpretation von Untersuchungsergebnissen. Die Antworten zeigen aber auch, dass bei aller Offenheit Ärzte durch KI stark verunsichert sind. Der persönliche Kontakt zu ihren Patienten bleibt ihnen enorm wichtig und viele hoffen, dass ihnen der Einsatz von KI mehr Zeit dafür schenken wird“, so Claudia Gottschling, Chefredakteurin von Medscape Deutschland.