Vertrauen und Digitalisierung: Wie die Arzt-Patienten-Beziehung sich wandelt

Die Digitalisierung hat die Arzt-Patienten-Beziehung grundlegend verändert. Während Ärzt:innen weiterhin als wichtige Autoritäten in der Gesundheitsversorgung angesehen werden, ermöglicht der Zugang zu medizinischen Informationen über das Internet und mobile Anwendungen den Patient:innen heute eine aktivere Rolle in ihrem Gesundheitsmanagement. Dies führt zu mehr Transparenz, aber auch zu Unsicherheiten und einem gelegentlichen Hinterfragen von Diagnosen. Dennoch: Das Vertrauen in Ärzt:innen bleibt insgesamt hoch.

  • Knapp die Hälfte der Ärzt:innen berichtet, dass Patient:innen gelegentlich (40 %) ihre Diagnosen hinterfragen. Diese Skepsis spiegelt sich auch bei den Patient:innen wider, von denen mehr als ein Viertel angibt, Empfehlungen und Diagnosen auch mal zu hinterfragen.
  • Immer mehr Patient:innen wünschen sich eine gemeinsame Verantwortung im Gesundheitswesen. Vor allem bei der Übermittlung medizinischer Unterlagen (72 %), bei der Terminverwaltung (67 %), bei der Gesundheitsvorsorge (69 %) und bei der Nachsorge (66 %) wünschen sie sich eine stärkere Zusammenarbeit. Ärzt:innen unterstützen ebenfalls ein hohes Maß an persönlicher Verantwortung bei Patient:innen, insbesondere im Präventionsmanagement (77 %) und in der Nachsorge nach Behandlungen (75 %).

Der Arztberuf unter der Lupe: Vorstellung vs. Realität

Viele Medizinstudierende und Ärzt:innen wählen ihren Beruf aus altruistischen Gründen – getrieben vom Wunsch, Menschen zu helfen und Leben zu retten. Ein immer größerer Teil der Arbeit besteht jedoch z. B. aus administrativen Aufgaben oder Mitarbeiterführung, auf die sich Ärzt:innen verschiedener Altersgruppen laut der Studie von Doctolib und dem Marktforschungsinstitut GIM unterschiedlich gut vorbereitet fühlen.

  • Nur 7 Prozent der befragten Ärzt:innen fühlen sich ausreichend auf das Praxismanagement und 8 Prozent auf die Digitalisierung vorbereitet.
  • Jüngere Generationen sehen sich etwas besser aufgestellt: Knapp 20 Prozent der Ärzt:innen mit bis zu 10 Jahren Berufserfahrung haben bereits Inhalte zu Digitalisierung und Verwaltung erlernt.
  • Die Vorbereitung auf Mitarbeiterführung wird dagegen von allen Befragten als gering eingeschätzt (7 Prozent insgesamt und 11 Prozent der jüngeren Generation fühlen sich
    ausreichend informiert).

Digitale Helfer: Must-have oder Herausforderung?

Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen hinkt hinterher, wie sowohl Ärzt:innen (75 %) als auch Patient:innen (52 %) bestätigen. Besonders alarmierend: Nur 3 Prozent der
Patient:innen halten das Gesundheitssystem für gut aufgestellt – im Jahr 2022 waren es noch 8 Prozent. Vor allem jüngere Ärzt:innen blicken optimistischer auf die Digitalisierung und
sehen mehr Vorteile, wie verbesserte Kommunikation und neue Therapieoptionen.

Knapp die Hälfte der Ärzt:innen steht KI-gestützten Anwendungen offen gegenüber. Die jüngere Ärztegeneration ist darüber hinaus deutlich aufgeschlossener gegenüber der Nutzung von KI im Praxisalltag als ihre erfahreneren Kolleg:innen (62 % vs. 44 %). Trotz des Potenzials digitaler Anwendungen, wie digitale Befundübermittlung und Online-Terminvergabe, bleibt die tatsächliche Nutzung derzeit noch hinter den Erwartungen zurück.

Nikolay Kolev, Geschäftsführer von Doctolib in Deutschland und Mitglied des globalen Vorstands: „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet sowohl für Patient:innen als auch für
Ärzt:innen enorme Chancen – darunter bessere Kommunikation, effizientere Prozesse und eine optimierte Patientenversorgung. Angesichts einer alternden Bevölkerung ist die
Integration digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz unverzichtbar, um zukünftige Herausforderungen zu meistern und die Erwartungen junger Ärzt:innen zu erfüllen. Wir bei
Doctolib setzen uns dafür ein, diesen Wandel aktiv voranzutreiben.”