■ Herausforderungen

Neben den allgemeinen Herausforderungen des Arztberufs, wie dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel, der stockenden Digitalisierung und dem hohen bürokratischen Aufwand, sehen sich Onkologinnen und Onkologen mit ganz spezifischen Hürden in ihrem Fachgebiet konfrontiert. Die hohe Komplexität der Therapien, die schnellen Innovationszyklen im Fachgebiet sowie die aufwändige interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen und die teilweise hohen Behandlungskosten spielen neben der reinen Wirksamkeit der Medikation insbesondere bei neuen Therapieoptionen eine gewichtige Rolle bei der Therapiewahl.

Informationsverhalten

Trotz oder gerade wegen dieser Herausforderungen ist die Onkologie ein sehr innovatives und multimedial anspruchsvolles Fachgebiet, sowohl bei der Informationsbeschaffung, die übrigens überwiegend nach Feierabend stattfindet (ARI-Kooperationsstudie 2024), als auch bei der Therapiewahl. Gleichzeitig ist die Onkologie aber auch sehr offen für neue Lösungen und Ansätze. Rund zwei Drittel der Onkologinnen und Onkologen geben in unserer Befragung an, innovationsfreudig gegenüber neuen Therapien zu sein, wobei diese Offenheit interessanterweise leicht mit der Berufserfahrung der Befragten korreliert (Onkologie Mindset-Analyse 2023).

Ihre Informationsbeschaffung ist vor allem durch den dynamischen Innovationsdruck der ständig verfügbaren Studienergebnisse und Therapiealternativen geprägt. Wie unsere Facharztbefragung 2024 zeigt, führen diese Rahmenbedingungen dazu, dass Onkologinnen und Onkologen sehr selektiv mit ihrer Zeit umgehen und Kanäle bevorzugen, die präzise, evidenzbasierte und praxisnahe Informationen liefern. Besonders beliebt sind daher Visualisierungen und Infografiken, die komplexe Themen schnell erfassbar machen. Damit ist die Onkologie eines der wenigen Fachgebiete, das zur Informationsbeschaffung nicht den reinen Fließtext bevorzugt (Facharztreport 2024).

Übrigens: Auch Künstliche Intelligenz ist in der Onkologie bereits Teil des Alltags. Als digitalaffine Zielgruppe nutzt fast die Hälfte der Befragten KI zur Informationsbeschaffung und zwei Drittel glauben, dass KI ihre zukünftigen Recherchen beeinflussen wird.

Zusammenfassend zeigt sich die Onkologie als Fachgebiet zwischen emotionaler Belastung und hoher Innovationsbereitschaft, gepaart mit extrem wenig verfügbarer Zeit, was eine gezielte Ansprache über den passenden Kanal erfordert, um die richtigen Botschaften zu vermitteln.

 

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Benjamin Efinger ist seit 2018 bei coliquio im Bereich Online Research tätig. Als Senior Research Manager ist er für die Weiterentwicklung der coliquio-Research Produkte mit verantwortlich und hat seinen Themenschwerpunkt unter anderem in der Onkologie.

 

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Kristina Lutilsky ist Senior Content & Communication Specialist bei coliquio. Sie verantwortet die Themen- und Content-Strategie und entwickelt u.a. den jährlichen Facharztreport mit, der wertvolle Potenziale in der Kommunikation zwischen Ärzteschaft und Unternehmen aufzeigt.

 

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