Diese Skepsis, meinen die Studienautoren, spiegele eine allgemein wachsende Unzufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitssystem wider. Als Referenz ziehen sie eine Umfrage des Bosch Health Campus aus dem Jahr 2023 heran, laut der fast 60 % der Deutschen wenig Vertrauen in die Fähigkeit der Politik haben, eine qualitativ hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Dies stehe im Kontrast zu den 30 % im Jahr 2020. „Dieser Pessimismus ist wahrscheinlich auf die sich abzeichnende Krise im Gesundheitswesen und auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland zurückzuführen“, lassen die Autoren verlauten und verweisen auf die prognostizierte Schließung von 5.000 bis 8.000 Hausarztpraxen in den nächsten drei Jahren aufgrund des altersbedingten Ausscheidens der Ärzte.

BioTech läuft Pharma den Rang ab
Die Innovationsfähigkeit der Pharmaindustrie wurde ebenfalls kritisch bewertet. Nur 43 % der Befragten stufen die Innovationsfähigkeit der Pharmaindustrie als „ausgezeichnet“ oder „gut“ ein, was einen Rückgang von 13 Prozentpunkten im Vergleich zu 2022 darstellt. Dagegen sehen die 121 befragten deutschen Patientenvertretungen, von denen jeweils rund ein Fünftel den Fachgebieten Seltene Erkrankungen, HIV/AIDS, Krebs sowie Neurologischen Erkrankungen angehören, die Biotechnologiebranche deutlich positiver als Pharma. 64 % bewerten deren Reputation als „ausgezeichnet“ oder „gut“, was auf das schnelle Wachstum der Biotechnologie in Deutschland zurückzuführen sein könnte, wie die Autoren vermuten.

Ein zentraler Aspekt der Umfrage ist die Forderung der Patientenvertretungen nach einer stärkeren Einbindung in die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln sowie einer Unterstützung bei der Anpassung an technologische Veränderungen im Gesundheitswesen. Insbesondere die Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz der Patienten und die Förderung der Nutzung elektronischer Patientenakten werden hervorgehoben. Im Hinblick auf die digitale Transformation des Gesundheitssystems hat der Bundestag im Dezember 2023 das „DigiG“-Gesetz verabschiedet, das die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung beschleunigen soll. Dies könne zu einem erhöhten Bedarf an digitaler Unterstützung durch die Pharmaindustrie führen, mutmaßen die Autoren.