Vertrauenskrise im Gesundheitssystem und der Politik

Das deutsche Gesundheitssystem und die Gesundheitspolitik stehen unter Druck. Nur 22 Prozent vertrauen dem Gesundheitssystem in Deutschland – noch weniger (14%) der Gesundheitspolitik. Auch die Zufriedenheit ist gering: Lediglich 20 Prozent sind aktuell mit dem Gesundheitssystem und nur 12 Prozent mit der Gesundheitspolitik zufrieden.  
Auffällig ist hier der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen sind deutlich weniger zufrieden mit dem aktuellen System (16% der Frauen vs. 24% der Männer) und vertrauen ihm auch weniger (19% der Frauen vs. 26% der Männer). Ein möglicher Erklärungsansatz ist der viel diskutierte Gender Health Gap, der Frauen in der Medizin strukturell benachteiligt und sich negativ auf deren Wahrnehmung des Systems auswirkt.

Die Zahlen zeigen, dass die Politik und das System die Menschen nicht zufriedenstellen. Das hat mehrere Gründe: 45 Prozent meinen, das deutsche Gesundheitssystem verursacht zu hohe Kosten und 53 Prozent fordern grundsätzliche Veränderungen in der Gesundheitspolitik. Viele sorgen sich konkret vor weiter steigenden Krankenkassenbeiträgen (55%) und befürchten, dass sie sich den Versicherungsschutz im Alter nicht mehr leisten können (34%). Diese Sorgen trüben auch das Vertrauen in die Krankenkassen: Nur die Hälfte der Menschen (50%) vertrauen ihrer Krankenversicherung. Das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung finden 29 Prozent gut.

Die meisten Befragten fordern vom Gesundheitssystem eine schnellere Terminvergabe bei Fachärzten (84%), die Erhöhung der Qualität der medizinischen Versorgung (75%) und mehr Präventation und Gesundheitsförderung (64%).   
 
Digitalisierung: Zwischen Fortschritt und Datenschutzsorgen

Im Bereich der digitalen Gesundheitslösungen hat sich in letzter Zeit viel getan. Ende April 2025 wurde die elektronische Patientenakte (ePA) eingeführt, die wichtige Gesundheitsdaten wie Befunde oder Medikationslisten digital bereitstellt. Einem Großteil der Befragten (88%) ist die ePA bereits bekannt. Das Feedback dazu ist allerdings gemischt. Immerhin 46 Prozent geben an, dass die ePA den Arztbesuch vereinfachen wird und 44 Prozent sind der Meinung, dass sie einen entscheidenden Fortschritt in der Gesundheitsvorsorge darstellt. 24 Prozent bewerten die ePA jedoch kritisch und 30 Prozent machen sich Sorgen hinsichtlich des Schutzes ihrer persönlichen Daten.

Das E-Rezept ist bereits seit Anfang 2024 im Einsatz. Damit können Rezepte digital über die Krankenkassen-Karte ausgestellt und eingelöst werden. 65 Prozent der Befragten haben das E-Rezept bereits genutzt. Während 58 Prozent der Meinung sind, dass das E-Rezept die Besorgung von rezeptpflichtigen Medikamenten vereinfacht und über die Hälfte (52%) dem E-Rezept vertraut, äußern 19 Prozent Bedenken bezüglich des Datenschutzes und 11 Prozent finden, das E-Rezept sollte wieder abgeschafft werden.

Auch im Gesundheitsbereich spielt Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle. Die Befragten sind sich allerdings recht einig: In der Medizin wird die KI den Menschen nie ersetzen können (67%). 33 Prozent sehen den Einsatz von KI in der Medizin als positiv und 30 Prozent sind überzeugt, dass KI das Gesundheitswesen maßgeblich verbessern wird. 
 
Trotz hoher Bekanntheit: Vertrauen in Vakzine ist labil

Bei der Frage nach der Bekanntheit von Impfungen führt wenig überraschend COVID-19 die Liste an (95%), dicht gefolgt von Impfungen gegen Grippe (90%) und Tetanus (90%). Auch wenn viele Impfungen sehr bekannt sind, vertraut ihnen nicht jeder: Nur 55 Prozent sprechen den Impfstoffen in Deutschland ihr Vertrauen aus. 17 Prozent beschreiben sich als eher ängstlich, was das Thema Impfstoffe angeht. Als Gründe dafür werden die Angst vor eventuellen Nebenwirkungen (69%), nicht ausreichende Forschung (60%) oder fehlende Langzeitstudien genannt (51%). Hier zeigt sich ein Gap zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. Es scheint nicht hinreichend bekannt zu sein, dass die allermeisten Impfstoffe in Langzeitstudien erprobt wurden und eine sehr hohe Wirksamkeit besitzen.  

Nur 51 % der Befragten halten die Corona-Impfung rückblickend für richtig und wichtig. Das könnte daran liegen, dass das Virus aus heutiger Sicht nicht mehr als bedrohlich empfunden wird. Eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Corona-Pandemie ist deshalb umso wichtiger. 
 
BCN Deutschland-Puls als fundierte Entscheidungshilfe

Susanne Müller (BCN Geschäftsführerin Märkte) betont den Mehrwert des BCN Deutschland-Puls: „Die Studie zeigt: Das Vertrauen der Menschen bei diversen Gesundheitsthemen ist ausbaufähig. Hier ist die Politik oder auch eine Aufklärung durch Medien gefragt. Vertreterinnen und Vertreter aus Medien, Pharma, Forschung, Politik und Wirtschaft können dabei einen entscheidenden Beitrag leisten. Die Studienergebnisse liefern eine fundierte Grundlage, um die Stimmungslage zu aktuellen Gesundheitsthemen einzuschätzen und entsprechend handeln zu können.“ 

 
Methode und Link zur vollständigen Studie

Datenbasis der Studie ist eine Online-Befragung von 2.000 Personen (Online-Nutzerinnen und -Nutzer ab 16 Jahren, repräsentativ zur deutschen Bevölkerung hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bildung (laut b4p 2024 II), Befragungszeitraum: Mai-Juni 2025). Die Studie ist angereichert mit Daten aus b4p (2024), b4p extra “Gesundheit” (2024) und b4p trends „Medienvertrauen/Fake News (2025).

Neben aktuellen Sichtweisen auf das Gesundheitssystem, die Gesundheitspolitik, digitale Gesundheitslösungen, KI und Impfungen behandelt die Studie die Themen Longevity, Nahrungsergänzungsmittel, Gesundheitsmedien, Apotheken und Arzneimittel.  

Die vollständige Studie steht hier zum Download bereit.