Frau Reichl, das neue Institut für Medizinischen Wissenstransfer (IMW) und die dazugehörige Data-Platform IMW IQ bezeichnen Sie als „radikal neues Technologie- und Beratungsangebot“. Was genau macht dieses Angebot so grundlegend anders? 
Die Währung im Gesundheitswesen sind Outcomes, und der Satz „no outcomes, no income“ ist in der Medizin genauso richtig wie im Marketing oder im Vertrieb. Therapien müssen Mehrwert liefern. Dabei schafft die Medizin einen evidenzbasierten Beitrag zu klinischen Outcomes. Die Ergebnisse von Marketing und Vertrieb sind schwerer messbar und oft abgekoppelt. Unser Zusammenarbeitsmodell für eine einheitliche Wissensbasis ist hier die Voraussetzung für quantifizierbare Outcomes in allen Bereichen. 

  • Dazu vereint das IMW drei Disziplinen: 
    Technologie: Über die Data-Platform IMW IQ machen wir Big Data zu Intelligent Data und schaffen durch Echtzeitdaten aus allen Quellen die Basis für Outcome-relevante Entscheidungen – permanent mess- und optimierbar.
  • Beratung: Das IMW Beratungsangebot etabliert einheitliches Wissen beispielweise zu Patienten- und HCP-Journeys für alle Stakeholder im Unternehmen – Medizin, Marketing und Vertrieb – und trifft die richtigen Ableitungen.
  • Implementierung: Die IMW Performance wandelt die Erkenntnisse in Tools und Maßnahmen und unterstützt bei der Implementierung. 
    Datenbasierte Martech-Lösungen, Logikmodelle etc. sind in Consumer-Märkten deutlich besser etabliert und ermöglichen neben Messbarkeit auch eine massive Effizienz – insbesondere im Performance-Marketing. Das IMW transformiert dies auf die deutlich komplexere und stark restriktive Healthcare-Branche. 

Medizinisches Wissen verständlich und umfassend dort verfügbar zu machen, wo es von Menschen benötigt wird, die an der Optimierung von gesundheitsbezogenen Leistungen arbeiten, ist Ihr erklärtes Ziel. Welche Akteure bzw. Stakeholder adressieren Sie genau?  
Wir wollen die Unternehmen unterstützen, die sich für die Gesundheit einsetzen – das IMW ist also ein Angebot für alle Gesundheitsunternehmen und hier alle Abteilungen. Unser Fokus liegt auf dem Wissenstransfer: Durch wissensdurchlässige Schnittstellen und eine gemeinsame Evidenzbasis machen wir die Entscheidungen dieser Unternehmen noch effizienter, nachvollziehbarer und permanent agil. Medizin, Marketing, Vertrieb und natürlich auch alle Funktionen im Bereich Digital bzw. Unternehmens-IT sind die wichtigsten Stakeholder. 

Mit welchen Daten wird die Data-Platform gespeist? 
Wir unterscheiden zwei Ursprünge von Quellen: interne Unternehmensdaten, beispielsweise ERP-Daten, Research-Daten, Studien-Daten, Media-Daten, Website-Analytics, CRM-Datenusw. sowie Open Data aus Social Media, also unter anderem Blogs, News-Feeds, Web-Portale, Online-Shops oder Kartendienste. Das sind Daten und Beiträge, die wir beispielsweise mit Hashtags zu Themenbereichen, Produkten, Anwendungen, Krankheitsbildern, Veranstaltungen, Kongressen oder Events crawlen. Wir nutzen auch Daten von definierten Webseiten und Plattformen wie PubMed und ähnliche externe frei verfügbare Quellen. Hinzu kommen Daten, die wir kaufen wie beispielsweise Apothekendaten. Das IMW IQ nutzt die gesamte wissenschaftliche Intelligenz genauso wie die verfügbare Marktintelligenz. 

Sie arbeiten mit KI. Kommt diese nur bei der Daten-Analyse oder auch bei der Kreation von Kommunikationslösungen zum Einsatz? 
Hier sind die health angels vom IMW zu trennen. Das IMW ist unser Unternehmen, das wir gemeinsam mit Data-, Software- und Change-Experten entwickelt haben. Unser Schritt zu neuen Lösungen, mehr Marktrelevanz für Healthcare-Unternehmen und besseren Outcomes. KI, oder meistens im Kern Machine Learning, ist hier elementarer Baustein bei der Analyse großer Datenmengen. 

Die health angels arbeiten und experimentieren selbstverständlich ebenfalls mit KI-Tools im Bereich der Kreation. Hier kann KI Prozesse und wiederkehrende Aufgaben erleichtern. Wir müssen uns aber in diesem Bereich klar sein, dass KI unterstützt, aber nicht erfindet. Eine in der Kreation unabdingbare Fähigkeit. 

Wie kann man das Tool für den Vertrieb einsetzen? Können Sie uns ein Beispiel nennen? 
Das IMW IQ kann separat Lösungen für den Vertrieb bieten, wie beispielsweise die Außendienst-Steuerung: Wenn wir die Daten von internen Systemen wie Salesforce mit POI-Daten von Google, Patientenportalen und Social-Media-Daten matchen, ergibt sich ein völlig neues Bild. Der Außendienst kennt damit ständig alle Real-World-Größen und kann sie einsetzen. 
Unser Anliegen als IMW besteht jedoch darin, Daten und Lösungen nicht für Silos zu produzieren, sondern abteilungsübergreifend. Hier liegen „radikale“ Effizienzen und wesentliche Verbesserungen, beispielsweise um Kommunikation als Therapiesäule für HCPs und Patienten zu etablieren. 

Und was wäre eine Anwendungs-Möglichkeit im Marketing?
Das Marketing profitiert in jedem Kontext. Oftmals von Wissen in Vertrieb und Medizin separiert, schafft das IMW IQ eine neue, transparente Wissensbasis und eine enge Verzahnung. Eine Anwendungsmöglichkeit, die für Unternehmen wichtigen Mehrwert bietet und vom Marketing getrieben wird, ist es, die Patienten- und HCP-Journey zu besitzen, zu managen sowie alle Kommunikationsmaßnahmen effektiv daran auszurichten. Die Basis, um einen relevanten Beitrag zum Outcome zu dokumentieren. 

 

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