Frau Westphal, was verstehen Sie bei intermedix unter einem „perfekten Launch“ in der Pharmabranche?
Katrin Mara Westphal: Ein Produktlaunch ist hochkomplex, jedes Mal anders, insofern ist „perfekt“ ein großes Wort. Aber man kann mit guter Vorbereitung und fundierter Marktforschung nahe herankommen. Der Erfolg eines Medikaments hängt natürlich von vielen Faktoren ab, aber dem Launch kommt eine besondere Rolle zu. Schätzungen zufolge kann ein überzeugender Produktlaunch zwischen 30 und 70 Prozent des gesamten Produkterfolgs ausmachen. Es geht darum, schnell Marktanteile zu gewinnen, die Bekanntheit zu steigern, den Umsatz zu maximieren. Inhaltlich geht es bei dem Launch darum, den Bedarf der Verordner und den Mehrwert eines Präparates auf Basis von Daten aufzuzeigen und auch die Bedürfnisse der Patienten an die Ärzte zu adressieren.
Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie bei der Markteinführung neuer Produkte im Pharmasektor?
Die Herausforderung in der Pre-Launch-Phase besteht vor allem in der umfassenden Marktkenntnis. Der Einsatz von Versorgungsdaten ist dabei unerlässlich, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Zum Zeitpunkt des Launches ist es entscheidend, den Verordnern relevante Informationen zielgruppengenau zur Verfügung zu stellen. Im entscheidenden Moment der Verordnung, wenn der Arzt die Wahl für ein Präparat trifft, ist er oft auf sich allein gestellt.
Und hier kommen Sie ins Spiel?
Ja, hier schließen wir eine Lücke: Durch eine kontextsensitive Ansprache des Verordners im spezifischen Indikationsumfeld des Präparates und beim richtigen Patienten bieten wir Unterstützung, um informierte Entscheidungen zu treffen. Eine Kommunikation, die sowohl den Nutzen des Produkts für den Patienten als auch die praktischen Vorteile für den Arzt hervorhebt, schafft eine starke Verbindung. Durch die Kombination aus fundierten Daten, der zeitgleichen Sensibilisierung für die Indikation sowie der Hervorhebung des Alleinstellungsmerkmals können wir ein umfassendes Bild zeichnen, das die Relevanz des Produkts für beide Zielgruppen unterstreicht.
Welche Rolle spielt die digitale Transformation beim Produktlaunch?
Eine entscheidende, denn sie eröffnet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten für den Produktlaunch. Zum Beispiel erzeugt stärkeres Monitoring Datenevidenz und ermöglicht es damit, den Erfolg von Strategien präzise zu messen und kontinuierlich zu verbessern. Denken Sie auch an die CRM-Systeme zur Optimierung von Vertriebsprozessen, an digitale Plattformen zum Einholen von Feedback oder an interaktive Schulungen und virtuelle Seminare für Ärzte und medizinisches Fachpersonal.
Wie können Pharmaunternehmen sicherstellen, dass ihre Launch-Strategie sowohl Patienten als auch Ärzten gerecht wird?
Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Launch liegt darin, den spezifischen Schmerz des Patienten mit den klaren Vorteilen des Präparats zu vereinen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Verordner zu berücksichtigen. Dafür ist eine umfassende Analyse der Bedürfnisse beider Zielgruppen unerlässlich.
Welche Rolle spielen Datenanalysen und Real World Evidence beim Produktlaunch?
Datenanalysen und Real World Evidence spielen eine entscheidende Rolle beim Produktlaunch, insbesondere in einem zunehmend datengestützten Gesundheitsumfeld. Sie ermöglichen Unternehmen, fundierte Entscheidungen über ihre Launch-Strategien zu treffen, indem sie wertvolle Einblicke aus Marktforschung, Patientenfeedback und Wettbewerbsanalysen bereitstellen. Diese Informationen helfen, die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen besser zu verstehen und die Marketingstrategie gezielt zu gestalten.
Welche Trends und Innovationen sehen Sie aktuell im Bereich der Launch-Strategien für Pharmaunternehmen?
Die Dynamik ist groß, ich sehe derzeit vor allem fünf Aspekte:
Erstens legen Pharmaunternehmen zunehmend Wert darauf, klare, wissenschaftlich fundierte Informationen über die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Medikamente bereitzustellen. Die Bereitstellung umfassender Daten und klinischer Studien stärkt das Vertrauen der Fachärzte in neue Therapien.
Zweitens kollaborieren Pharmaunternehmen zunehmend mit medizinischen Fachgesellschaften, um Informationen und Fortbildungsressourcen bereitzustellen. Solche Partnerschaften erhöhen die Glaubwürdigkeit der Informationen und stellen sicher, dass die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis der Ärzte integriert werden.
Drittens gewinnt der Multichannel-Ansatz an Bedeutung. Pharmaunternehmen nutzen eine Kombination aus traditionellen und digitalen Kanälen, um Ärzte effektiv zu erreichen.
Viertens spielt auch der patientenzentrierte Ansatz eine Rolle, bei dem die Einbeziehung von Patienten in den gesamten Entwicklungs- und Launch-Prozess gefördert wird. Pharmaunternehmen erfassen aktiv Patientenerfahrungen und -bedürfnisse, um ihre Produkte und Dienstleistungen besser an den Anforderungen der Betroffenen auszurichten. Durch den Einsatz moderner Technologien, wie digitalen Gesundheitsanwendungen, können Unternehmen direkt mit Patienten und Ärzten kommunizieren, Informationen schnell verbreiten und die Sichtbarkeit ihrer Produkte erhöhen. Diese digitalen Plattformen ermöglichen eine präzise Ansprache von Zielgruppen und intensivieren den Dialog mit verschiedenen Stakeholdern.
Und fünftens ist es die personalisierte Medizin, die maßgeschneiderte Launch-Strategien erfordert, um gezielt auf spezifische Patientengruppen und Profile einzugehen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Westphal.