Herr Gensch, wie wichtig ist die Technik bei der Produktion eines Podcasts? Würden Sie als Toningenieur sagen, wenn die technische Ausstattung nicht professionell und gut ist, dann nützen auch die besten Inhalte nichts?
Andreas Gensch: Jein. Bei der Synchronisation eines Films oder einer Musikproduktion geht es in hohem Maß um tontechnisch ästhetische Aspekte, das ist bei einem Podcast, in dem es um die Vermittlung von Wissen geht, natürlich weniger der Fall. Man geht für die Produktion eines Podcasts heute auch nicht mehr zwingend ins Tonstudio, wo man ideale akustische Voraussetzungen hat, sondern macht das häufig remote und nutzt zum Beispiel die Büros der Beteiligten. Anders als noch vor zehn Jahren stehen heute zudem technische Tools zur Verfügung, mit denen man das Audiomaterial gut restaurieren kann. Andererseits ist aber natürlich auch niemandem damit gedient, wenn man eine Runde mit tollen Experten und einem spannenden Thema hat, aber der Klang so schlecht und unausgewogen ist, dass es schwer fällt, dem Ganzen zu folgen, zum Beispiel aufgrund von starkem Raumhall.
Ist es gleichwertig, wenn die Teilnehmenden per Internet zusammengeschaltet sind, oder ist eine Aufnahme, bei der sie physisch zusammensitzen, vorzuziehen?
Andreas Gensch: Die Remote-Technologie ist natürlich praktisch, weil man viele Experten zusammenbringen kann – und das ohne großen Zeitaufwand und Reisekosten. Bei semi-professionellen Gegebenheiten ist es sogar empfehlenswert, die Teilnehmenden in unterschiedliche Räume zu setzen, selbst wenn sie sich im selben Gebäude aufhalten, weil sie dann technisch sauberer zu trennen sind und man mit dem Ergebnis besser arbeiten kann. Wenn man im Tonstudio ist oder einen akustisch geeigneten Raum zur Verfügung hat, so dass man mit guten Mikrofonen von vornherein eine saubere Aufnahme erstellen kann, schadet es natürlich nicht, alle in einem Raum zu haben, da die Protagonist:innen dann real miteinander interagieren können.
Sollten solche Gesprächsrunden von jemandem aus dem Unternehmen selbst konzipiert und vielleicht auch moderiert werden?
Andreas Gensch: Ich habe durchaus schon Fälle erlebt, in denen das sehr gut funktioniert hat. Aus meiner Sicht besteht aber immer die Gefahr, dass irgendetwas dazwischen kommt – eine Messe steht an, es gibt personelle Veränderungen usw. Die Podcast-Produktion hat dann unter Umständen vorübergehend einen untergeordneten Stellenwert. Dann kann es passieren, dass Wochen oder sogar Monate vergehen, bis die Produktion wieder in Gang kommt. Genau das ist aber für einen Podcast, der meist auf mehrere Folgen angelegt ist, gar nicht gut. Wenn zu viel Zeit zwischen den einzelnen Folgen liegt, verliert man die Hörer. Deswegen hat es sich aus meiner Sicht bewährt, einen Medical Writer zu beauftragen, der zudem Erfahrung im Aufbau einer Storyline mitbringt, damit der Podcast bis zur letzten Minute spannend bleibt. Ob der- oder diejenige dann auch die Moderation übernehmen sollte, hängt vom Einzelfall ab – es sollte auf jeden Fall jemand mit Moderationserfahrung sein. Macht das jemand ohne entsprechendes Know-how, kann ein Gespräch trotz allen Fachwissens sehr schnell laienhaft wirken.
Wie lange sollte ein Podcast maximal sein?
Andreas Gensch: Es hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich der Pharma-Wissensvermittlung herauskristallisiert, dass die Würze tatsächlich in der Kürze liegt. Man ist gut beraten, wenn man schon den Leitfaden so aufsetzt, dass der Podcast nicht wesentlich länger als eine Viertelstunde dauert. Wenn man sich eine zeitliche Grenze setzt, hat das den Vorteil, dass man gezwungen ist, die einzelnen Punkte relativ stringent abzuarbeiten und der Informationsgehalt entsprechend verdichtet ist. Das kommt den Hörern entgegen. Bei einem Expertengespräch mit mehreren Referenten hat man etwas mehr Talkrundencharakter, da darf es naturgemäß ein wenig länger gehen. 30 Minuten sollten jedoch die Obergrenze sein.
Wie detailliert sollte der Leitfaden sein? Kann das so weit gehen, dass man eine Art „Drehbuch” hat?
Andreas Gensch: Für mich ist der Leitfaden ein ganz wichtiger Punkt. Man sollte nicht ohne „Fahrplan“ loslegen, und gerade wenn man mehrere Referenten hat, ist unbedingt vorher festzulegen, wer zu welchen Punkten befragt wird. Die gescripteten Antworten sollten aber nur Stichpunkte enthalten. Wenn der Leitfaden zu stark ausformuliert ist, besteht die Gefahr des Ablesens. Daher ist es besser, die wichtigsten Aspekte in Bullet Points lediglich zu skizzieren, damit die Referenten sie in eigenen Worten formulieren. Das wirkt viel authentischer. Ich bin übrigens auch der Meinung, dass man einen Podcast nicht „klinisch sauber” schneiden sollte. Es darf ruhig auch mal ein Versprecher dabei sein, damit die Natürlichkeit nicht verlorengeht.
Wie werden Experten für einen Podcast ausgewählt? Spielt das Talent, gut frei sprechen zu können, dabei eine Rolle?
Andreas Gensch: Oft ist es so, dass das Pharmaunternehmen bereits mit Experten zusammengearbeitet hat, zum Beispiel im Rahmen von Tagungen oder ärztlichen Fortbildungen. Oder die Wahl fällt auf eine Person, die zum Thema des Podcasts eine Studie verfasst hat. Die Redegewandtheit ist hier nicht der vordergründige Faktor, die meisten bringen sie aber mit.
Um nochmal auf Ihre Leistungen zurückzukommen: Die technische Seite haben wir schon berührt, aber beteiligen Sie sich zum Beispiel auch am inhaltlichen Konzept?
Andreas Gensch: Nein, aber ich biete einen Pool von Medical Writern an, die über Podcast-Erfahrung verfügen. Genauso ist es bei der Moderation. Auch da habe ich ein Netzwerk aus Profis, die Erfahrung in unterschiedlichen Fachbereichen haben. Es gehört also zu meinem Service, in Absprache mit dem Kunden ein passendes Team zusammenzustellen. Ich stelle den Teilnehmenden das Equipment für die Aufnahme zur Verfügung und anschließend überspiele ich die einzelnen Tonspuren in meinem Studio und schneide sie dann zusammen. Abschließend mache ich das Mastering – das bedeutet, was der Kunde von mir bekommt, ist 1:1 sende- bzw. onlinefähig.
Warum sollten Unternehmen überhaupt über den Einsatz von Podcasts in ihrer Kommunikation nachdenken?
Andreas Gensch: Podcasts bieten eine hervorragende Möglichkeit, der jeweiligen Zielgruppe relevante Informationen auf unterhaltsame Weise und verhältnismäßig kostengünstig nahezubringen. Zudem können Unternehmen für ihre Kunden einen echten Mehrwert generieren, indem Sie unabhängige Expertinnen und Experten aus der Industrie ins Zentrum einer Diskussion stellen. Ich kenne kein anderes Medium, welches so informativ und leicht konsumierbar ist.
Worin besteht für Sie selbst der Reiz an diesem Medium?
Andreas Gensch: Es gibt sehr viele gute Podcasts, aber leider auch sehr viele schlechte. Als audiophiler Mensch möchte ich die Podcast-Landschaft qualitativ besser machen. Indem ich meine Kunden bei der professionellen Umsetzung unterstütze – in Fragen der richtigen Mikrofonierung ebenso wie bei der Planung und Koordination. Dafür bin ich angetreten.