Während fast die Hälfte der Organisationen ihren Connected-Health-Aktivitäten eine gewisse Reife attestiert, räumen die meisten ein, dass ihre Leistungsfähigkeit im Daten-Management noch zu wünschen übrig lässt. Obwohl sie im Vergleich zu vor drei Jahren bei der Strategie und Planung von Connected Health besser aufgestellt seien, fehle es ihnen weiterhin an einem einheitlichen Framework sowie an Standards und Tools für den Umgang mit Daten im Kontext vernetzter Gesundheitsprodukte.

"Die großen Fortschritte der Biopharma- und Medizintechnik-Unternehmen bei Connected Health mit zahlreichen Pilotprojekten zum Einsatz generativer KI dürfen gerade in Europa nicht davon ablenken, dass Patientensicherheit und absolute Verlässlichkeit im Life-Science-Sektor unabdingbar sind. Compliance mit GxP und zusätzlich dem EU AI Act erfordert höchste Standards durch komplexe Systeme für Trusted AI. Hier liegt die besondere Herausforderung der Life-Science-Branche. Wenn sie ihr gerecht wird, sind Gesundheitsdaten und generative KI die Schlüssel zu schnellerer Medikamenten-Entwicklung und besserer Patientenversorgung sowie zu Innovation im Gesundheitswesen", erläutert Dr. Axel Sinner, Director im Beratungsbereich Life-Sciences bei Capgemini Invent.

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich die Anzahl der Biopharma-Unternehmen mit marktreifen vernetzten Produkten seit 2021 versechsfacht hat. Für sie haben Prävention und Fitness weiterhin Priorität, doch Biopharma-Unternehmen konzentrieren sich zunehmend auch auf bisher unterversorgte Bereiche wie Diagnose und Beobachtung. Onkologie, Immunologie und Kardiologie sind die Kerngebiete der meisten Biopharma-Hersteller; ein enormes Wachstum verzeichnen seit 2021 zudem Bereiche wie psychische Gesundheit, Diabetes, Fettleibigkeit und Dermatologie.

Auch für Medizintechnikunternehmen bleibe Connected Health eine Priorität, und bereits drei von vier Herstellern haben Produkte für Connected Health auf dem Markt oder in der Entwicklung. Ihr Schwerpunkt liege dabei auf digitalen Gesundheitslösungen und Wearables.

Die Studienergebnisse zeigten, dass Biopharma-Unternehmen in den letzten drei Jahren erhebliche Fortschritte beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen (ML) und Cloud-Computing gemacht haben. Der Anteil der Biopharma-Unternehmen, die KI für die prädiktive Analyse von Echtzeitdaten aus vernetzten Gesundheitsprodukten einsetzen, hat sich seit 2021 von 24 Prozent auf 46 Prozent fast verdoppelt. Die Untersuchung ergab außerdem, dass mehr als zwei Fünftel (42 Prozent) über eine Cloud-Plattform für die Datenintegration aus verschiedenen Quellen verfügen.

Nur eine Minderheit der befragten Life-Sciences-Unternehmen gab an, über ausreichende Technologie-Expertise in Bereichen wie AR/VR (Augmented Reality/Virtual Reality) und generativer KI zu verfügen. Um diese Lücke zu schließen, setzen fast zwei Drittel der Unternehmen in erster Linie auf die Weiterbildung der bestehenden Mitarbeitenden, während 56 Prozent zu Neueinstellungen tendieren.

Generative KI habe entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Life-Sciences-Industrie großes Potenzial: für die Forschung und klinische Entwicklung, den Einsatz der Produkte, die Umsetzung von Regularien und die Sicherstellung der Compliance sowie für die Markteinführung und den nachfolgenden Produktlebenszyklus.

Die Studie zeige außerdem, dass derzeit mehr als die Hälfte der Organisationen generative KI für die zukünftige Interaktion mit Patienten und Gesundheitsdienstleistern testen. Darüber hinaus pilotieren sie Anwendungen für die unterschiedlichsten Tätigkeitsbereiche: um aus vorhandenen Daten mit generativer KI synthetische Daten zu erzeugen, Produkte schneller zu entwickeln und in diesem Kontext beispielsweise geeignete Zentren für klinische Studien zu identifizieren sowie schließlich die Dokumentation und Berichterstattung zu automatisieren und Lieferanten zu managen.

Connected Health eröffnee der Branche neue Möglichkeiten; Life-Sciences-Unternehmen müssten jedoch eine klare Vision entwickeln, um ihre Angebote auf die konkreten Bedürfnisse des Gesundheits- und Wellness-Sektors abzustimmen und messbare Erfolge zu erzielen, so das Fazit der Studien-Autoren. Indem sie in die Entwicklung einer skalierbaren, sicheren und regelkonformen Dateninfrastruktur investierten und mit anderen Akteuren im Ökosystem zusammenarbeiten, könnten sie einen Mehrwert für alle Stakeholder erzielen.

Methodik

Die Studie basiert nach Angaben von Capgemini auf einer Befragung von 420 Managern aus Biotechnologie-, (Bio-)Pharma- und Medizintechnikunternehmen, die Initiativen im Bereich Connected Health verfolgen und einen Jahresumsatz von über 500 Millionen US-Dollar erzielen. Darüber hinaus führte Capgemini Tiefeninterviews mit 15 Managern aus Biopharma- und Medizintechnikunternehmen durch, um die Ergebnisse der Umfrage zu erhärten. Es wurden Unternehmen aus neun Ländern einbezogen: den USA, Japan, Deutschland, Indien, Frankreich, der Schweiz, UK, Spanien und Italien. Der Untersuchungszeitraum war März 2024. Diese Studie schließt an den Report "Unlocking the value in connected health" des Capgemini Research Institute aus dem Jahr 2022 an, der den Reifegrad und die Akzeptanz von vernetzten Gesundheitslösungen untersuchte und der Frage nachging, wie Biotechnologie- und Biopharmaunternehmen ihre Portfolios im Bereich Connected Health effektiver managen und ausbauen können.