So erklärt beispielsweise Vetter Pharma in einem LinkedIn-Post: „Wir leben in einer Zeit, die uns als demokratische Gesellschaft besonders herausfordert. Wir als Unternehmen möchten deshalb ein klares Zeichen für Demokratie und Freiheit setzen – und gegen Rechtsextremismus. Wir sehen uns als Teil eines breiten und starken gesellschaftlichen Bündnisses gegen fremdenfeindliche Ideologien.“
Ebenfalls auf LinkedIn setzte GlaxoSmithKline einen Unternehmenspost ab, in dem sich GSK zu Inklusion bekennt: „Wir stehen für gelebte Vielfalt und Inklusion und setzen ein klares Zeichen für eine offene, lebenswerte Gesellschaft und stellen uns klar gegen Rechtsextremismus. Jeder Mensch ist einzigartig. Wir schätzen diese Einzigartigkeit.“
Auch gegenüber öffentlichen Medien zeigen Firmenvertretende klare Kante. Auf den Webseiten des „Tagesspiegel“ findet sich ein Text aus dem Jahr 2023, der Teil einer Sonderveröffentlichung von Novartis war und im Rahmen der jährlich stattfindenden Diversity-Konferenz der Berliner Zeitung erschien. Darin erklärt Negen Poovan-Münstermann, Personalchefin und Mitglied der Geschäftsführung von Novartis Deutschland: „Unsere Mitarbeitenden sind die größte Stärke von Novartis. Ihre Vielfalt, ihr Engagement und ihre Kreativität sind für unseren Erfolg entscheidend.“
■ Das Thema wird zur Chefsache
Es ist offensichtlich – auch die Führungs-etagen nehmen die zunehmende Bedrohung durch den Rechtsextremismus ernst. So sagte die Bayer-Vorständin Heike Prinz angesichts der jüngsten Ergebnisse des Recherchekollektivs Corretiv gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“: „Bayer verurteilt jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Diskriminierung einzelner Gruppen. Aus diesem Grund bieten wir der AfD keine Bühne für politische Äußerungen.“
Auch bei Roche ist die Thematik Chefsache. Deren Geschäftsführerin Dr. Claudia Fleischer gibt auf LinkedIn folgende Erklärung ab: „Vielfalt macht uns stark. Roche in Deutschland steht kompromisslos für die demokratische Grundordnung in unserem Land, für ein friedliches, respektvolles Miteinander und entschieden gegen Extremismus, Ausgrenzung und Hass.“
■ Unternehmensinitiativen
Bereits seit der „BlackLivesMatter-Bewegung“ ist der Kampf gegen Rassismus immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und hat natürlich auch in die Pharmabranche hineingewirkt. Seitdem haben sich viele Unternehmen in die Debatte um Rechtsextremismus und Rassismus eingemischt. Ein weiteres Beispiel: AbbVie veröffentlichte auf LinkedIn im Rahmen des Black History Month Fotos seiner Mitarbeitenden, die aus vielfältigen kulturellen Hintergründen stammen.
Die Firmen verweisen auf ihre Unternehmenskultur, in der es offen, tolerant und vielfältig zu gehe. Personen unterschiedlicher Herkunft, Alters, Glaubens oder sexueller Orientierung arbeiten gemeinsam an der steten Verbesserung der Gesundheitsversorgung für alle Menschen. In dieser Vielfalt liegt eine große Stärke der Pharmaindustrie, so der allgemeine Tenor.
Natürlich zahlen die genannten Beispiele auch auf das Pharmaimage, die Mitarbeiterbindung und -motivation ein, doch das als den einzigen Grund für die Aktivitäten der Firmen zu sehen, wäre zu kurz gegriffen. Sie dokumentieren nämlich auch eine Verschiebung hin zu einer Art „Unternehmensaktivismus“ in der pharmazeutischen Industrie. Diese zeigt sich bestrebt, ihre Ressourcen und ihren Einfluss zu nutzen, um ihren Anteil zu positiven gesellschaftlichen Veränderung beizutragen. Haltung zu zeigen soll nicht einfach nur als ein Marketinginstrument dienen, sondern Ausdruck der firmeneigenen Grundwerte sein.