Welche Herausforderungen beschäftigen Sie als Arbeitgeber aktuell am meisten?
Uwe Marquardt: Es stellt sich mittlerweile als schwierig heraus, gute Mitarbeiter zu finden. Vor allem für die Kreation. Unsere Aufgabenstellungen sind meistens sehr komplex und man braucht dafür ein hohes Maß an Geduld, Lernbereitschaft und auch ein wenig naturwissenschaftliches Verständnis. Unsere Zielgruppen sind sehr spezifisch und nicht über prestigeträchtige TV-Spots vor den Nachrichten erreichbar, das macht die Suche nach Personal nicht unbedingt leichter.
New Work, Arbeit 4.0., … Begriffe, die zu Buzzwords geworden sind. Was bedeutet New Work für Sie und welchen Stellenwert hat diese neue Philosophie für Sie als Arbeitgeber – aber auch für Mitarbeitende bzw. solche, die es werden wollen?
Roger Stenz: „New Work“ stellt an eine Agentur zunächst mal eine rein organisatorische Aufgabe, indem man versucht flexible Arbeitsmodelle zu schaffen. Wie viele Agenturen haben wir zwei Office-Tage pro Woche, der Rest kann vom Mitarbeiter flexibel gestaltet werden. Die Mitarbeiter können natürlich jederzeit in die Agentur kommen, die meisten verbringen zwei bis drei Tage im Homeoffice. Wir haben damit bislang gute Erfahrungen gemacht. Mittwochs haben wir immer einen All-in-day, an dem alle da sind und man alles wichtige in realtime und face-to-face besprechen kann.
Viele unserer Mitarbeiter haben Kinder. Darauf nehmen wir große Rücksicht und versuchen mit Teilzeitangeboten eine Brücke zwischen Beruf und Familie zu schlagen, so dass für die Eltern beides möglich ist, Karriere und Kindererziehung. Ich glaube sogar behaupten zu können, dass wir eine der ersten Agenturen waren, die diese Modelle aktiv umgesetzt haben. Anfänglich wurden wir belächelt, mittlerweile werden wir fleißig kopiert.
Damit das „Wir“-Gefühl nicht verloren geht, versuchen wir Gelegenheiten für ein Miteinander zu schaffen, sei es wöchentliche Yoga-Stunden, Happy Hours oder Wandertage.
Welche Bedeutung hat aus Sicht der Arbeitnehmenden Ihrer Erfahrung nach dazu im Verhältnis die Unternehmenskultur insgesamt?
Roger Stenz: Unternehmenskultur ist wichtig. Für jeden einzelnen Mitarbeiter, als auch die Kunden und Geschäftsbeziehungen der Agentur. Die Kultur definiert das Miteinander, zeigt Grenzen und Spielräume.
Ein großer Teil unserer Kultur steckt von Anfang an in unserem Namen: „Friends“. Und als solche wollen wir wahrgenommen werden, als solche behandeln wir unsere Mitarbeiter und als solche möchten wir auch gerne von unseren Kunden gesehen werden. Freunde sind ehrlich, herzlich, treu und offenherzig. Das erwarten wir von uns und erhoffen es von allen, die mit uns zu tun haben.
Wie weit liegen die Vorstellungen von Young und Senior Professionals bei den Erwartungen an Sie als Arbeitgeber auseinander?
Uwe Marquardt: Die Ziele sind bei beiden die gleichen, lediglich die Wege sie zu erreichen sind unterschiedlich. Die Senior Professionals sind in einer anderen Welt groß geworden, in der andere Parameter galten. Die 90er waren eher die Ära der Workaholics, die Work-Life-Balance war eindeutig auf Work ausgerichtet. Die heutige Generation möchte ein ausgeglicheneres Berufsleben und versucht alle Lebensaspekte miteinander zu vereinbaren. Für uns als Agentur sind vor allem die zu erreichenden Ziele wichtig, auf welchem Wege diese erreicht werden, steht jedem einzelnen frei.
Ist es heute wichtiger denn je seinen USP zu kennen und auch zu kommunizieren? Wenn Sie den Ihrigen mit 3 Einwort-Stichworten definieren würden, wären das welche?
Uwe Marquardt: Ein USP ist immer wichtig. Das gilt für das Unternehmen als solches, aber auch für jeden einzelnen Mitarbeiter. Die Arbeitswelt ist ein kompetitives Umfeld, Produkte versuchen sich gegen andere durchzusetzen, Firmen möchten größer, schneller, weiter sein, auch Mitarbeiter versuchen sich von anderen abzusetzen. Der USP bestimmt die Begehrlichkeit und den Preis.
Das Credo von Scholz & Friends lautet „Mit Leidenschaft und Kreativität das Denken, Fühlen und Handeln von Menschen verändern.“ Das sind jetzt leider keine Schlagworte, aber dieser Satz beschreibt ganz gut, für was wir stehen und einstehen.
Ihre Einschätzung: Welche Herausforderungen kommen auf Agenturen als Arbeitgeber in der nächsten Zeit zu?
Roger Stenz: Wir müssen flexibel sein – wir haben in den letzten vier Jahren erfahren, wie sich die Arbeitswelt durch Corona komplett verändert hat. Diese Veränderung wird ein ständiger Prozess sein, der immer wieder finegetunt wird. Trotzdem glaube ich an die Zusammenarbeit im Büro- die Effektivität ist einfach viel höher und das Miteinander prägt die Charaktere – insbesondere bei den jungen Mitarbeitern, die neu in die Agentur kommen. Und tatsächlich sind unsere Youngsters fast jeden Tag im Büro.