Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Health Equity als „das Fehlen ungerechter, vermeidbarer oder heilbarer Unterschiede zwischen Personengruppen, unabhängig davon, ob diese Gruppen sozial, wirtschaftlich, demografisch oder geografisch oder durch andere Dimensionen der Ungleichheit definiert sind“. Der Kern dieses Konzepts liegt demnach in der Beseitigung von Ungerechtigkeiten, die durch soziale Determinanten wie Armut, Bildung, Zugang zu Gesundheitsversorgung oder Lebensbedingungen entstehen. Dabei geht es nicht nur um die Verbesserung des allgemeinen Gesundheitsniveaus, sondern auch um die Bekämpfung systemischer Ungleichheiten, die besonders benachteiligte Gruppen betreffen.
■ Health Equity vs. Health Equality
Um Health Equity besser zu verstehen, ist es sinnvoll, den Begriff von Health Equality abzugrenzen: Health Equality bedeutet, allen Menschen die gleiche Behandlung und die gleichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, unabhängig von ihren individuellen Bedürfnissen oder Umständen. Dieser Ansatz basiert auf dem Prinzip der Fairness, indem er sicherstellt, dass jeder die gleiche Behandlung erhält. Health Equity hingegen konzentriert sich darauf, Versorgung und Ressourcen basierend auf individuellen Bedürfnissen bereitzustellen, um Unterschiede zu beseitigen und den höchstmöglichen Gesundheitsstandard für alle zu erreichen. Dieser Ansatz erkennt an, dass verschiedene Individuen und Gemeinschaften mit einzigartigen Herausforderungen und Barrieren im Gesundheitsbereich konfrontiert sind.
■ Global Health Equity Network
Es gibt unterschiedliche Initiativen, die das Thema Health Equity national und international vorantreiben. In Deutschland ist dies beispielsweise die „Nationale Präventions-Initiative“ des Bundesgesundheitsministeriums. Obwohl der Begriff „Health Equity“ hier nicht explizit verwendet wird, zielt diese Initiative darauf ab, die Gesundheitsförderung und Prävention für alle Bevölkerungsgruppen zu stärken. Als internationales Beispiel sei das Global Health Equity Network (GHEN) als eine Initiative des Weltwirtschaftsforums genannt. Ziel des Netzwerks ist es, Partnerschaften zwischen Unternehmen, Regierungen, gemeinnützigen Organisationen und der Wissenschaft zu fördern, um systemische Gesundheitsungleichheiten zu beseitigen. GHEN setzt auf eine umfassende Zusammenarbeit und bietet eine Plattform für den Austausch bewährter Praktiken, innovativer Lösungen und gemeinsamer Verpflichtungen. Dabei werden nicht nur soziale Determinanten der Gesundheit angesprochen, sondern auch strukturelle Ungleichheiten innerhalb von Gesundheitssystemen adressiert. Das Netzwerk hat sich verpflichtet, messbare Fortschritte zu erzielen und den Zugang zu Gesundheitsversorgung weltweit gerechter zu gestalten.
Ein prominentes Beispiel für die Engagements von Unternehmen im Rahmen des GHEN ist die freiwillige Selbstverpflichtung „Zero Health Gaps Pledge “. Mit dieser Initiative verpflichten sich teilnehmende Organisationen, aktiv auf die Beseitigung von Gesundheitsungleichheiten hinzuarbeiten. Die Fresenius-Gruppe hat im Januar 2024 die „Zero Health Gaps Pledge“ unterzeichnet. „Es ist unsere feste Überzeugung, dass die Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung eine moralische Verpflichtung und für Gesellschaften wirtschaftlich vorteilhaft ist“, kommentiert Michael Sen, Vorstandsvorsitzender von Fresenius. „Daher haben wir die weltweit wichtigste, sektor-übergreifende Verpflichtung zur Gesundheitsgerechtigkeit unterzeichnet, um eine gemeinsame Vision von Health Equity voranzutreiben.“
Neben Fresenius gibt es viele weitere Gesundheitsunternehmen, die sich für Health Equity engagieren:
- Johnson & Johnson hat Programme wie „Our Race to Health Equity“ ins Leben gerufen, um rassistische Ungleichheiten im Gesundheitswesen zu bekämpfen. Die Initiative zielt darauf ab, die sozialen Determinanten der Gesundheit anzugehen und Barrieren abzubauen, die bestimmte Bevölkerungsgruppen daran hindern, eine optimale Gesundheitsversorgung zu erhalten.
- Novartis verfolgt mit seiner „Global Health Unit“ einen strategischen Ansatz, um den Zugang zu Medikamenten in unterversorgten Regionen zu verbessern. Das Unternehmen setzt auf Partnerschaften mit Regierungen und NGOs, um innovative und erschwingliche Lösungen für globale Gesundheitsprobleme zu schaffen.
- Mit der „Merck for Mothers“-Initiative setzt sich das Unternehmen für die Reduzierung der Müttersterblichkeit ein. Durch Investitionen in Gesundheitssysteme und den Zugang zu pränataler Versorgung werden insbesondere benachteiligte Frauen unterstützt.
■ Branchenprägender Paradigmenwechsel
„Die richtige Therapie, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort – das ist und bleibt für alle Verantwortlichen der zentrale Leitgedanke“, erklärt Peix-CEO Johannes Buzási. Wenn aber Erkrankungen nicht richtig oder spät diagnostiziert würden, wenn Medikamente nicht bekannt seien oder auf Vorbehalte oder Desinformation stießen, dann stehe die grundsätzliche Wirksamkeit der Pharmabranche zur Disposition, meint Buzási. Seine Kollegin Dr. Julia Gottwald, Executive Client Service Director Peix, sieht hier die Kommunikation „als Schlüssel zum Erfolg“: Das Wissen in der Gesellschaft um diese Bedürfnisse, und die Erwartung der Menschen, individueller und richtig angesprochen zu werden, entwickele sich dazu immer stärker. „Dabei spielt es uns in die Hände, dass sich die Regeln der Kommunikation verändert haben – digitale Kanäle, neue Plattformen und Big Data führen zu besseren Insights, individuelleren Botschaften und einer optimierten Ansprache. Wir glauben daher, dass es sich um einen größeren Paradigmenwechsel handelt, der die Branche in den nächsten Jahren prägen wird“, prognostiziert Gottwald.